Die optimale Bestellmenge mühelos berechnen
Damit die Lagerkosten nicht aus dem Ruder laufen
In der Serienfertigung ist vorab bekannt, wie hoch die Stückzahl des hergestellten Produkts pro Jahr zu sein hat. Entsprechend muss dafür gesorgt werden, dass im Lager immer ausreichend Material vorhanden ist, um das Produkt reibungslos fertigen zu können. Dabei kommt es darauf an, nicht zu viel und nicht zu wenig Material zu lagern, da im ersten Fall die Lagerkosten unnötig hoch werden und im anderen Fall die Produktion gefährdet ist. Für solche Fälle gibt es schlaue Formeln.
Die Tätigkeit in einem Lager ist alles andere als Trivial. Die dort beschäftigten Verantwortlichen müssen dafür sorgen, dass der in der Produktion erzielte Mehrwert durch das Veredeln von Halbzeugen nicht durch übermäßig hohe Lagerkosten mehr als unvermeidbar geschmälert wird. Es gilt, den Bestellvorgang so genau zu planen, dass dieser in regelmäßigen Abständen erfolgt, bei dem eine genau berechnete Stückzahl neuer Ware erworben wird. Der Grund: Die Höhe der Bestellung hat sowohl Einfluss auf die Bestell- als auch auf die Lagerhaltungskosten.
Hier kommt daher die sogenannte ›Bestellmengenrechnung‹ zum Einsatz, um die optimale Bestellmenge zu ermitteln. Hier geht es darum, zu ermitteln, wann die Summe der Beschaffungs- und Lagerkosten bezogen auf die Beschaffungsmenge am geringsten ist.
Diese Bestellmengenrechnung muss jedoch mit Einschränkungen leben und dient nur der Annäherung an die Realität. Der Grund liegt darin, dass man von Annahmen ausgeht, die unter Umständen in der Realität nicht immer zutreffen. Zum Beispiel muss der Bedarf über einen längeren Zeitraum konstant sein und die Entnahmen aus dem Lager sollten kontinuierlich erfolgen. Zudem geht man davon aus, dass die Lagerkosten konstant sind und die Liquidität zur Beschaffung des benötigten Materials vorhanden ist. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass der durchschnittliche Lagerbestand der halben Bestellmenge entspricht.
Wichtig:
Werden Waren verwendet, die an den Weltmarktpreis gekoppelt sind, wie etwa Zinn, Zink oder Silber, so kann es aus Kostensicht wesentlich effizienter sein, solche Waren sofort zu beschaffen, wenn sich eine Phase steigender Preise ankündigt. Das Einhalten einer optimalen Bestellmenge ist dann zwar nicht mehr möglich, dennoch kann sich im Endeffekt dieses Vorgehen durch weiter steigende Preise lohnen.
Kurt Andler war ein deutscher Ingenieur, der die nach ihm benannte Formel für die optimale Bestellmenge entwickelt hat. Mit dieser ist es möglich, Bestell- und Lagerkosten zu minimieren, indem Jahresbedarf, Bestellkosten, Produktwert und Lagerkostensatz für ein zu betrachtendes Produkt berücksichtigt werden.
Die Formel dazu lautet:
Hinweis zur Zahl 200 in obiger Formel:
Die Konstante 200 ist keine feste Variable, sondern ergibt sich aus der Umrechnung, wenn man den Lagerkostensatz in Prozent und nicht als Dezimalwert in die Formel einsetzt.
Bei obiger Formel wird jedoch kein eingeräumter Rabatt berücksichtigt, den man bei Abnahme einer bestimmten Menge bekommt. Mit der Formel von Erich Kosiol, einem bedeutenden deutschen Betriebswirtschaftler (1899–1990), ist auch dies berücksichtigt.
Diese lautet:
Diese Formel ist etwas genauer, als die von Andler. Wer konsequent die optimale Bestellmenge berechnet, wird mit einer wesentlichen Senkung der Lagerbestände sowie einem beträchtlichen Rückgang der Bestellungen von Kleinmaterial belohnt.
Wichtig:
Zu beachten ist, dass die optimale Bestellmenge durchaus so groß sein kann, dass entweder der Lieferant diese Menge nicht liefern oder das eigene Lager diese Menge gar nicht aufnehmen kann. In diesem Fall muss vorab geklärt werden, welche Menge tatsächlich lieferbar beziehungsweise einlagerbar ist.
Auch die Anzahl der Bestellungen wirkt sich auf die Wirtschaftlichkeit eines Lagers aus. Folglich gibt es auch für die optimale Bestellhäufigkeit eine passende Formel, mit der ermittelt werden kann, wie oft ein Produkt pro Jahr bestellt werden sollte, um die Gesamtkosten für Lagerung und Bestellung zu minimieren.
Die optimale Bestellhäufigkeit ergibt sich, indem der Jahresbedarf durch die optimale Bestellmenge geteilt wird. Das Ziel dieser Berechnung ist es, einen optimalen Ausgleich zwischen geringen Lagerbeständen und der Vermeidung von zu häufigen Bestellungen zu finden.
Beispiele für die optimale Bestellmenge:
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Produkt A |
Produkt B |
Produkt C | ||
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Gegeben: |
Jahresverbrauch: |
70.400 Stück |
1.400 Stück |
500 Stück |
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Kosten je Bestellung: |
50 € |
210 € |
100 € | |
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Artikelpreis: |
31 € / Stück |
50 € |
5 € | |
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Zins- und Lagerhaltungskostensatz: |
14% |
14% |
14% | |
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Gesucht: |
Optimale Bestellmenge: |
1274 Stück |
290 Stück |
378 Stück |
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Optimale Bestellhäufigkeit: |
55 Bestellungen pro Jahr |
5 Bestellungen pro Jahr |
6 Bestellungen pro Jahr | |
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Bestellturnus: |
7 Tage |
76 Tage |
62 Tage |
Formeln zur Lösungsberechnung:
Die oben berechneten Lösungswerte basieren auf nachfolgenden Berechnungen:
Kontrolle:
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Produkt A |
Produkt B |
Produkt C | ||
|
Gegeben: |
Bestellhäufigkeit: |
55 Bestellungen / Jahr |
5 Bestellungen / Jahr |
6 Bestellungen / Jahr |
|
Optimale Bestellmenge: |
1274 Stück |
290 Stück |
85 Stück | |
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Bestellhäufigk. x Opt.Best.Menge= |
70.070 Stück |
1.450 Stück |
510 Stück | |
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Jahresverbrauch: |
70.400 Stück |
1.400 Stück |
500 Stück | |
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Gesucht: |
Abweichung: |
330 Stück |
120 Stück |
10 Stück |
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Abweichung < Opt.Best.Menge: |
Ja |
Ja |
Ja |